Zustand
sehr guter Zustand, geringe Gebrauchs- und Alterungsspuren, Einleitung: "Kein italienisches Schäferspiel hat im Deutschland des 17. Jh.s einen solchen Erfolg gehabt wie Guarinis "Pastor Fido". Wir kennen fünf vollständige Uebersetzungen aus diesem Zeitraum, was im Vergleich mit der üblichen barocken Uebersetzungspraxis eine erstaunlich hohe Anzahl bedeutet. Der enorme Einfluss, den Guarinis Werk auf die deutsche Produktion von Schäferspielen hatte, ist gar nicht abzuschätzen, und die Uebernahme einzelner Partien und Motive aus dem "Pastor Fido", welche für die literarischen Kleinformen charakteristisch ist, kann ebenfalls nur summarisch als bedeutend bezeichnet werden. Diese Arbeit will im ersten Kapitel versuchen, Guarinis einst so berühmtes und heute vergessenes Schäferspiel vorzustellen, es in die Entwicklung der italienischen Bukolik einzuordnen, den Gründen für seine immense Bedeutung im 17. Jh. nachzugehen und seine Wirkung zu erklären. Die folgenden Kapitel stellen die vier ersten Uebersetzungen in die deutsche Sprache vor. Diese Untersuchung scheint berechtigt, wenn man die grosse Spannweite der Uebersetzungen bedenkt. In ihrer spezifischen Eigenart ist jede Uebersetzung für das sprachliche Ausdrucksvermögen der sich neu formenden deutschen Sprache, welches sich jeweils in einer bestimmten Uebersetzungspraxis manifestiert, kennzeichnend. Am Anfang steht eine Knittelverseindeutschung von 1619, welche die Traditionen des 16. Jh.s weiterführt. Es geht hier vor allem um inhaltliche Belange; in Erfassen und Verstehen und Wiedergabe von Guarinis formaler Virtuosität versagt diese Uebertragung. Als nächste Uebersetzung findet sich eine Prosaversion aus dem Jahre 1636, die keine formalen Ambitionen hat, sondern sich mit einer korrekten, genauen Wiedergabe des italienischen Textes begnügt. Dichterischen Rang besitzen die Eindeutschungen von Hofmannswaldau nach 1652 und von Abschatz 1672, Beide Dichter gehören zum Umkreis der zweiten Schlesischen Schule, und ihre Uebersetzungen bezeugen das grosse Interesse jenes Kreises an Guarini. In ihrer Verschiedenartigkeit sind die beiden Uebertragungen nicht nur für die Eigenart dieser Dichter aufschlussreich, sondern in ihnen ist ein Stück Entwicklungsgeschichte zu fassen vom schweren Hochbarock zu einem leichteren, einfacheren und formal gelösteren Spätbarock. Jede Uebersetzung zeigt sich von Guarini fasziniert und erfasst im "Pastor Fido" das, was ihr am nächsten liegt und wesentlich scheint. So haben wir einerseits in diesen vier Uebersetzungen ein Stück Sprachgeschichte vor uns; die Sprache muss im Verlaufe des 17. Jh.s erst lernen, romanische Formen nachzubilden und neue Gefühlsinhalte auszudrücken, sich am Vorbild durch das Mittel der Uebersetzung zu bilden; andererseits stehen wir auch vor einem Stück Geistesgeschichte in der Orientierung an Inhalt und Thematik, wie auch sie erst zu begreifen sind am fremden Werk und in die eigene Sprache, d.h. in eine eigene Erlebniswelt übertragen werden müssen. In der Präsentation der vier deutschen Uebersetzungen soll versucht werden, einen allgemeinen Eindruck von ihnen zu vermitteln durch die Auswahl, Darstellung und Auswertung besonders charakteristisch erscheinender Stilmerkmale ...", kartoniert, ca. 14,5 x 21, 282 Seiten