Carl Fiedler: Die Gesammt-Gastspiele in München und ihre nationale Bedeutung für die dramatische Kunst.

Carl Merhoff, München, 1880, 91 Seiten. Taschenbuch, Paperback.

Die Gesammt-Gastspiele sind vorüber, Mitwirkende und Publikum sind in den verschiedensten Richtungen davon geeilt, zufrieden oder nicht zufrieden, leichten oder schweren Herzens; — prüfen wir jetzt, nachdem der Dunstkreis der Erregung sich gelichtet, die Anschauungen sich geläutert, was sie uns brachten, — ja, prüfen wir klaren Blickes, gelehnt an die Säule ruhiger Betrachtung und ehrlicher Ueberzeugung. Und dann — dann prüfen wir die nationale Bedeutung dieser Spiele. Noch nicht hat jenes zweite Preisausschreiben der Münchener Hoftheater-Intendanz seine Erledigung gefunden — auch das erste fand eine befriedigende kaum! — und schon trat am 1. Juli dieses Jahres das obige dritte künstlerische Unternehmen in’s Leben. Von verschiedenen deutschen Bühnen rief man Schauspieler herbei, ihr Können an den Werken unserer Dichterheroen Lessing, Schiller, Goethe, Kleist — an deren Seite der große verdeutschte Brite Shakespeare nicht fehlt, gemeinsam zu erproben. Aus allen Ländern strömten Neugierige, Kunstsinnige, Kunstverständige herbei, um als improvisirtes Völkertribunal zuhören, zu sehen, zu urtheilen. Man hat geurtheilt. Und wir wollen an der Hand der Thatsachen folgen. Mögen sich dann die Zwecke des faktischen Leiters, der Triebkraft des Ganzen, Herrn Direktor Possart, als selbstlose oder — andere herausstellen, hier haben wir nur das ernste, beste Wollen vorauszusetzen.