Dr. Oskar Pfister: Die Frömmigkeit des Grafen Ludwig von Zinzendorf Eine psychoanalytische Studie Schriften zur angewandten Seelenkunde, Heft 8.

Franz Deuticke, Wien-Leipzig, 1925, 132 + XXXVI Seiten. Taschenbuch, Paperback.

Exemplar aus der Geschäftsbibliothek des Verlages mit Verlagsstempeln "Die Geschichte hat den Namen des Grafen Ludwig von Zinzendorf mit unvergänglichen Lettern in ihre Annalen eingetragen. Lessing und Herder, die personifizierte Vernunft und die Fleisch gewordene Humanität, stellten sich mit dein blitzenden Schwerte ihres Geistes vor den vielgeschmähten Mann, der junge Goethe lauschte in den Bekenntnissen jener jesustrunknen schönen Seele dem Wehen Zinzendorfischen Geistes. Der feinsinnige Liederdichter Albert Knapp versteigt sich gar zu der Behauptung, der Graf stehe mit Augustinus und Luther an Geisteskraft auf gleicher Höhe und versichert: »Diese drei genannten Männer scheinen mir und manchen anderen, die ein kompetentes Christenurteil besitzen, die drei größten Zeugen Christi seit der Apostelzeit zu sein« Th. Schmidt nennt noch 1900 Zinzendorf einen »wunderbaren Mann«, »der auf manchem Gebiete der Prophet einer neuen Zeit gewesen ist.« Von dieser enthusiastischen Erhebung ist man allerdings fast ganz zurückgekommen, besonders seit Albrecht Ritschl und Karl Hase die bedenklichen Züge Zinzendorfs mit voller Offenheit hervorzogen. Auch die neueren kritischen Historiker der Brüdergemeine, z. B. Plitt, Bernhard Becker, Jos. Müller, Kölbing, Reichel u. a. nennen nolentes volentes manche Mängel des Grafen. Eine neuere Schilderung erlaubt sich sogar, das Prädikat eines »ganz verrückten Kerls« gegenüber dem Grafen zu billigen, freilich mit dem Zusatz : »Es ist ja etwas Wunderbares um die sogenannten »verrückten Kerle«, die dabei aber doch geistvoll und tief sind und die »vernünftigen Menschen, ihrer Zeit weitaus überragen.« Es ist nicht zu verwundern, daß der Stifter der Herrnhuter Gemeinden von zahllosen Historikern gewürdigt wurde ...".