Dr. med. W. C. de Neufville, Frankfurt a. Main: Die tödtlichen Verletzungen nach den Grundsätzen der neueren deutschen Strafgesetzgebung Separatabdruck aus Henke's Zeitschrift für die Staatsarzneikunde.

J. J. Palm und Ernst Enke, Erlangen, 1851, 126 Seiten. Gebunden Kartoniert.

Es gibt kaum ein Thema der gerichtlichen Medizin, welches so häufig bereits von den tüchtigsten Männern der Wissenschaft bearbeitet worden wäre, als. das über die tödtlichen Verletzungen. Daher mag es auffallend erscheinen, dass dessen ungeachtet gerade dieser Abschnitt der gerichtlichen Medizin den Richter im praktischen Leben so häufig unbefriedigt lässt. Der Grund daran liegt in dem Standpunkte, auf den die Bearbeiter dieser Doktrin sieh bisher fast ausschliesslich gestellt hatten, welcher Standpunkt weder den Bedürfnissen des Richters entsprach, noch im Einklange mit den Grundsätzen war, welche die neueren Strafgesetzgebungen adoptirt hatten. — Von ärztlicher Seite hatte man bisher versucht, mit möglichst grossem Scharfsinne ein System der Lethalität der Verletzungen aufzustellen. Alle diese Versuche, ein vollkommenes Gebäude auf dieser Basis aufzurichten, mussten an der entschiedenen Unlösbarkeit der auf diese Weise aufgefassten Aufgabe scheitern. Wir haben uns vorgesetzt, im allgemeinen Theile dieses Aufsatzes darzuthun, worin das Verkehrte einer solchen Auffassungsweise dieser Aufgabe lag; ferner zu zeigen, dass die Rechtspflege von der gerichtlichen Medizin durchaus nicht eine Bearbeitung unseres Thema's von diesem früher allgemein angenommenen Standpunkte aus verlangt, sondern dass die gerichtliche Medizin nur dann den von der Rechtspflege an sie gerichteten Ansprüchen genügt, wenn sie die Lehre von der Lethalität der Verletzungen in eine Lehre der Todesursachen umwandelt. — Durch eine solche Auffassung unseres Thema's werden wir natürlich zu ganz anderen Konsequenzen und Eintheilungen geführt, als sie der früher stets festgehaltene Standpunkt mit sich brachte.