Friedrich Meyer: Erzählungen zur Gemütsbildung unserer Kinder und zur Verwendung im Sprachunterricht an der Unterstufe der Volksschule.

Edward Erwin Meyer, Leipzig-Aarau-Stuttgart, 1906, 128 Seiten mit einigen Bildern. Gebunden Leinen.

Der Gemütsbildung unserer lieben Jugend ist das vorliegende Werklein gewidmet. Dieser Aufgabe kommt gerade in den ersten Schuljahren mehr als in irgend einer andern Zeit des Lebens eine besonders hervorragende Bedeutung zu. Die Anlagen zu einer gesunden Entwicklung des Kindergemüts, so ungleich sie auch verteilt sein mögen, sind wohl immer vorhanden; aber diese guten Keime im zarten Kinderherzen müssen liebevoll gepflegt und zur Entfaltung gebracht werden. Das gute Beispiel ist, wie wir wissen, das beste und zuverlässigste Erziehungsmittel. Aber auch die erzählende Vorführung von nachahmenswerten nnd abschreckenden Beispielen kann einen bildenden Einfluß auf Gemüt und Charakter ausüben, und manches edle Saatkorn, das auf diese Weise ins jugendliche Herz gelegt wird, entfaltet sich unter der treuen Obhut von Eltern und Lehrern zu schöner Blüte. Die kleine Sammlung von Erzählungen, die ich hier biete, ist nun zunächst dazu bestimmt, Lehrern und Lehrerinnen an der Unterstufe der Volksschule Erzählstoff an die Hand zu geben, die sich in denjenigen Unterrichtsstunden, die speziell der sittlich-religiösen Bildung gewidmet sind, verwenden lassen. Der Stoff ist nach Form und Inhalt dem Verständnis und der Vorbildung der Kinder möglichst angepaßt. Die wenigen mundartlichen Einlagen sollen eine wohltuende Abwechslung in die ernst gehaltenen Erzählungen bringen und die gesunde Fröhlichkeit im Kindesgemüte pflegen. Um einer gewissen Übersicht und Planmäßigkeit Rechnung zu tragen, ist der Stoff nach bestimmten Gesichtspunkten zusammenstellt. Den Schluß des Büchleins bilden eine Unzahl Erzählungen gemischten Inhalts, bei denen absichtlich von einer bestimmten Einteilung abgesehen wurde. Doch nicht bloß in der Schule, sondern auch im Elternhause, wo man darauf bedacht ist, dem Kinde einen passenden, guten Lesestoff zu verschaffen, hofft das Büchlein wohlwollende Aufnahme zu finden und dem jugendlichen Leser an den langen Winterabenden ein vertrauter Freund zu werden. Die Mehrzahl der Erzählungen sind Originalerzählungen des Verfassers selbst. Einige von anderer Seite mir zugekommene Originalbeiträge verdanke ich hiemit bestens. Außerdem finden sich einige Nummern, die vielleicht als »alte Bekannte« erscheinen. Für die mir freundlichst erteilte Erlaubnis zur Aufnahme derselben in vorstehende Sammlung, spreche ich an dieser Stelle nochmals meinen verbindlichen Dank aus. Bei einzelnen andern Nummern, die der Vollständigkeit halber und um ein abgeschlossenes Ganzes zu bilden, ebenfalls aufgenommen wurden, konnte ich leider die Quellen nicht mehr anführen; es betrifft namentlich solche Erzählungen, die ich mir zu einer Zeit notierte, da ich noch nicht an die Herausgabe einer solchen Sammlung dachte; ich bitte in diesen Fällen um gütige Nachsicht.