Gerhard von Jordan: Polnische Jahre.

Selbstverlag, um 1986, 250 Seiten. Taschenbuch, Paperback.

Es gibt wenig Schrifttum in deutscher Sprache über das polnische Generalgouvernement im Zweiten Weltkrieg. Wenige Historiker, kein Literat, nicht einmal die sonst so eifrigen Memoirenschreiber haben sich an das Thema herangewagt. Über die Verfolgung der Juden und ihren Aufstand in Warschau ist geschrieben worden. Doch es gab im Generalgouvernement nicht nur Juden und Gestapoleute. Wie die anderen Deutschen, wie die Polen und Ukrainer lebten und was sie taten, das ist bisher weitgehend verschwiegen worden.Geschwiegen wird — so scheint es Gerhard von Jordan —, weil niemand laut zu sagen wagt, daß er dabeigewesen ist. Ratsamer ist es anscheinend, das heiße Eisen nicht anzufassen. Immer noch ist uns unsere Vergangenheit so unheimlich, daß wir sie am liebsten auslöschen, keinesfalls über sie sprechen möchten. Wenn wir sie jedoch immer weiter in die Alptraumregion unseres Unterbewußtseins verdrängen, werden wir für Gegenwart und Zukunft nie ein ausgewogenes Selbstbewußtsein gewinnen. Es wird beispielsweise unmöglich sein, zu dem polnischen Volk ein unbefangen freundliches Verhältnis zu finden. Nur die Wahrheit kann helfen, die alten Wunden zu heilen. Skeptiker mögen mit Pilatus fragen: „Was ist Wahrheit? Alles, was wir erfahren, ist Stückwerk gesehen von einer Seite und oft nur von einer Person. Dennoch kann aus Stücken ein Ganzes entstehen. Es wird unvollständig und fehlerhaft bleiben und doch um vieles besser sein als ein Vergessen, das doch nicht gelingt. Jordan hat nur seine eigene subjektive Wahrheit zu bieten. Wenn sein Bericht zu Ergänzung und Widerspruch herausfordert, hat er seinen Zweck erfüllt." [Quellen: spiegel-de und faustkultur-de].