Knöfel, Johann. Cantus choralis. Musicis numeris quinque vocum inclusus, eo ordine, quo per totum anni curriculum praecipuis diebus festis in ecclesia cantari solet. Nürnberg, Theodor Gerlach 1575. Quer-8°. [3] Bl., 37 num. Bl. mit Titelholzschnitt, gr. Wappenholzschnitt (verso Titel) u. Musiknoten in Holzschnitt. Mod. Prgt.
MGG VII, 1273 ff. RISM A I, K 990. – Einzige Ausgabe, äußerst selten. – „In seiner 1575 vorgelegten Sammlung „Cantus Choralis“ stellte Knöfel einen Jahrgang von sieben Festtagsmessen in insgesamt 130 überwiegend fünf- bis sechsstimmigen motettischen Chorsätzen von meist prägnanter Kürze (daher für das gottesdienstliche Musizieren hervorragend geeignet!) zusammen. Da die Messen für die wesentlichen Feste des Kirchenjahres bestimmt sind, finden sich Sätze für nahezu jeden Anlass. Die kantablen, ruhig dahinfließenden Stücke kann man sich besonders gut in meditativen Gottesdiensten vorstellen; sie sind sowohl in solistischer wie auch chorischer Besetzung auszuführen, auch für kleinere Chöre geeignet!“ (Elsie Pfister, Württ. Blätter für Kirchenmusik 6/2001). – „1571 widmete er (Knöfel) Herzog Heinrich sein Erstlingswerk, ‚Dulcissimae cantiones‘. Im Vorwort erweist er sich als eifriger Anhänger der Lehre Luthers. Sein nächstes Werk, Cantus choralis (1575), ist dem Rat von Breslau zugeeignet, der in den Stadtkirchen schon 1523 bis 1525 die luth. Lehre eingeführt und ev. Prediger eingesetzt hatte. Die Liturgie des luth. Gottesdienstes in den vom Rat verwalteten Breslauer Stadtkirchen unterstrich die verbindenden Elemente mehr als die trennenden. Choral- und Meßgsg. gehörten nach wie vor zum Gottesdienst; das bewog Knöfel, dem Breslauer Rat seinen Jg. liturg. Gsge. zu den christl. Kirchenfesten zu widmen. In der Vorr. spricht er sein Bedauern aus, daß andernorts der Choralgsg. „zu dieser Zeit teils selten ausgeübt, teils ganz eingestellt wird“ und daß an Stelle der liturg. immer häufiger freie Texte in Musik gesetzt und im Gottesdienst gebracht werden. Möglicherweise verband Knöfel mit dieser Widmung die Hoffnung, als Org. und Kantor an eine der ev. Kirchen Breslaus berufen zu werden. Die Dedikation seiner fünfst. Messe über Lassos „In me transierunt“ (1579; aus Cantiones sacrae, 1562) unterschrieb er als „Magister Chori musici“ des Kurfürsten und Pfalzgrafen bei Rhein Ludwig VI.“ (H. Möller in MGG). – Der schlesische Komponist J. Knöfel (auch Knefel, Knöbel und Knöphlin 1525-1617) „wurde kurz vor 1580, wie er in seinen „Cantiones piae 6 et 5 vocibug“ selbst angibt, zum Capellmeister des Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein ernannt; vorher scheint er sich am Liegnitzer Hof aufgehalten zu haben, denn er widmet seine „Dulcissimae quaedam Cantiones, numero XXXII. Quinque, Sex et Septem Vocum“, 1571, dem Herzoge Heinrich von Schlesien, Liegnitz etc. und datirt dieselben „Liegnitz 1571“. Aus der Dedication ersehen wir auch, daß dies sein erstes Werk sei und läßt sich daraus der Schluß ziehen, daß er etwa um 1546 geboren ist. Näheres über sein Leben ist nicht bekannt und leider sind die alten Akten über die baierischen Musikcapellen, die im 16. Jahrhundert einen so hohen Ruf hatten, soweit vernichtet, daß sie fast gar keine Ausbeute über die damaligen Musiker bieten. Die Hof- und Staatsbibliothek in München, die Berliner und Wiener, auch die bereits erwähnte Bibliothek in Liegnitz enthalten vier größere Drucksammlungen seiner Compositionen, darunter auch eine Sammlung deutscher Lieder zu 5 Stimmen, gedruckt zu Nürnberg bei Katharina Gerlachin, 1581. In letzterer sagt er in der Dedication an den Bürgermeister und Rath der Stadt Amberg, datirt „Heydelberg, am tag Petri und Pauli, im Jar 1581“, daß „Herr Ludwig Pfalzgraff bey Rhein, Herzog in Beyern, mein gnedigster Herr, vorlängst befohlen, daß ich zu meiner besseren übung und exercitation Järlich, wo möglich, etliche Gesang im Truck verfertigen und außgeben lassen solle.“ Das ist auch der letzte Druck, den wir von ihm besitzen und verschwindet von da jegliche weitere Kunde über ihn, außer daß Schadaeus im J. 1611 eine sechsstimmige Motette „Aufer a nobis Domine“ wieder neu veröffentlicht. Die Neuzeit hat noch keine Notiz von ihm genommen“ (R. Eitner in ADB XVI, 319). – Titelblatt mit radiertem Stempel (etwas Textverlust beim Druck-Privileg), das Widmungsblatt im rechten Rand knapp beschnitten, geringfügige Randläsuren unauffällig restauriert, leicht gebräunt, sonst sehr gut erhalten.
Gute Ware
alles bestens!