Beschreibung
Selbstverlag, 1903, 48 Seiten mit 31 Bildern und Widmung des Autors. Gebunden Leinen.
Das fünfundzwanzigjährige Papstjubiläum unseres glorreich regierenden Kirchenoberhauptes lenkte in diesem Jahre die Augen der ganzen Welt nach dem ewigen Rom. Aus allen Weltgegenden strömten die Pilger herbei, um dem Jubelgreise auf Petri Thron ihre Glückwünsche zu Füssen zu legen. Auch unter der Berliner Lehrerschaft wurde der Gedanke wach, dem seltenen Jubilare zu huldigen. Erst leise, dann immer lauter raunte man sich zu, daß Herr Reitz, Vorsitzender des katholischen Lehrervereins Berlin, die Absicht habe, die Führung eines Pilgerzuges nach Rom zu übernehmen. Nachdem er dieselbe in den Zeitungen kund getan undsich in kurzer Zeit die vorschriftmäßige Zahl von 40 Teilnehmern gemeldet hatte, um die Reisevergünstigungen aus den italienischen Bahnen zu erlangen, wurde der 31. März zur Abfahrt bestimmt. Als die Stunde der Abfahrt nahte, ging eine freudige Bewegung durch aller Herzen. War doch das Reiseziel Italien, das Land der Sehnsucht, das Land der Jugendträume. Angehörige, Freunde und Bekannte hatten sich zahlreich auf dem Potsdamer Bahnhofe eingefunden, um den Reisenden ein letztes Lebewohl zuzurufen. Hier sah man ein herzliches Händeschütteln seitens guter Freunde, dort einenzärtlichen Abschiedskuss von der lieben Braut, von teuren Eltern und Geschwistern. Es war ein mächtiges Hin- und Herwogen auf dem Bahnsteige, welcher an diesem Tage zu schmal war, um die Menge der Herbeigeeilten zu fassen. Das wirre Durcheinander wurde unterbrochen, als Punkt 7 ½ Uhr das energische ,,Abfahren« erscholl.Unter Tücherschwenken der Fahrenden und unter frommen Wünschen seitens der Zurückbleibenden bewegte sich der Zug langsam aus der Bahnhofshalle und fuhr in die schwarze, finstere Nacht hinaus. Der anfangs lebhaft fließende Strom der Unterhaltung versiegte bald, und als der Zug Potsdam hinter sich hatte und schwere Regentropfen an die Coupefenster schlugen, überließ sich bald alles dem Schlummer. Früh 6 Uhr, in der Morgendämmerung, hatte unser Zug Frankfurt a. M. erreicht. Den halbstündigen Aufenthalt daselbst benutzte die Reisegesellschaft, um den ermüdeten Körper zu erfrischen. Mit regem Interesse betrachtete man dabei die nach vielen Hunderten zählenden Arbeiter und Arbeiterinnen, welche von denVorortzügen herbeigebracht worden waren und nun hastigen Schrittes ihren Arbeitsstätten zuströmten ... - Mailand - Genua - Neapel - Pompeji. Capri - Rom - Bibliotheca Vaticana - Katakomben - Florenz - Heimfahrt - Verzeichnis der Teilnehmer an der Romfahrt "Der heilige Vater saß auf einem Thronsessel. Zu seinen Füßen stand eine Kniebank, welche mit rotem Sammet überzogen war. Seine rechte Hand stützte Kardinal Bisleti, zu seiner Linken stand Monsignor Prinz Croi, Domherr von St. Peter, welcher früher als Husaren-Offizier in Potsdam gestanden hatte. Derselbe machte meistens den Dolmetscher und unterhielt sich sonst mit Herrn Reitz über Berlin und unseren Verein. Vor ihm stand Monsignore Dr. Pick und Graf Voltolino. Das faltenreiche Gesicht des heiligen Vaters war wachsbleich, die Wangen zierte ein sanftes Rot. Diewunderbaren schwarzen und tiefen Augen voll ewiger Jugend, außerordentlichen Geist und Scharfsinn verratend, blickten liebevoll darein. Wir hatten die hohe Ehre, zum Handkusse zugelassen zu werden. Herr Reitz wurde dem heiligen Vater als Vorsitzender des katholischen Lehrervereins, Berlin, vorgestellt. Diesem den päpstlichen Segen erteilend, sprach der heilige Vater mit vernehmlicher Stimme zu den im Thronsaale versammelten Lehrern und Lehrerinnen: »Wenn Ihr wieder in Eure Heimat zurückkehrt, dann erzählet Euren Schulkindern, was Ihr auf Eurer Reise und hierin Rom gesehen habt! Das prägt sich den jungen Gemütern ein. Mit Freuden erteile ich Euch, Euren Familien, Euren Schulkindern und allen verwandten Vereinen den apostolischen Segen« Wie Herr Reitz, so erhielt jeder von uns den päpstlichen Segen, einen freundlichen Blick, ein ermunterndes Wort, einen warmen Händedruckvom heiligen Vater. Wer vor dem heiligen Vater gekniet, diesen weihevollen Augenblick erlebt hat ...".