Regierungsrat A. Konietzko: Unsere wirtschaftliche Zukunft bei einem Verzichtfrieden Kriegs- und Friedensziele, Deutsche Flugschriften, Heft 5.

Alexander Duncker, Weimar, 1917, 27 Seiten. Taschenbuch, Paperback.

Jedem, der tätig an den Auseinandersetzungen über den kommenden Frieden teilnimmt, muß es mehr wie verwunderlich erscheinen, daß die Prediger des Schonungs- und Verzichtfriedens mit der größten Ängstlichkeit es vermeiden, auf einen wesentlichen Kernpunkt der Frage einzugehen, nämlich auf die wirtschaftlichen Folgen eines derartigen Friedens. Wenn einmal die breiten Schichten des Volkes darüber die erforderliche Aufklärung erhalten würden, welches unsägliche Elend, welche bittere Armut ihnen dabei bevorstehen würde, wäre wohl bald allen Erfolgen der Propaganda eines Verzichtfriedens der Wind aus den Segeln genommen. Deshalb dürfte es angebracht erscheinen, die Voraussichtliche wirtschaftliche Gestaltung einer zusammenhängenden Betrachtung zu unterziehen, die mit der Prüfung der Frage begonnen werden mag, wie hoch sich die durch den Krieg uns erwachsenen Mehrlasten belaufen werden, und ob ihre Bewältigung aus eigener Wirtschaftskraft möglich erscheint. Unsere unmittelbaren Kriegsausgaben betrugen bereits Anfang April d. J. rund 62 Milliarden Mark. Bis Ende dieses Jahres würden sie sich bei einem Mindestmonatsbedarf von 3 Milliarden Mark um 9 x 3 = 27 Milliarden Mark vermehren. Selbst wenn wir noch vor Ende dieses Jahres zum Frieden gelangen würden, wird auch weiterhin ein großer Teil unserer Kriegsausgaben als Folgeerscheinung fortbestehen. Es werden noch über den Krieg hinaus in der ersten Zeit neue, nicht unbedeutende Anleihen notwendig sein, da die bisher genehmigten Steuern erstens bis dahin sich noch nicht ausgewirkt haben und zweitens bei weitem auch.