Richard Lipinski: Die Jugendzeit der sozialistischen Bewegung in Deutschland bis zur Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands 1875 in Gotha Die Sozialdemokratie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - Eine gedrängte Darstellung für Funktio

J. H. W. Dietz Nachf., Berlin, 1927, 260 Seiten. Gebunden Leinen.

Erst der Fall des Sozialistengesetzes am 30. September 1890 und der Wegfall der reaktionären Vereinsgesetze der deutschen Bundesstaaten aus den 50 er Jahren nach dem Erlaß des Reichsvereinsgesetzes im Jahre 1908 gab die Bahn für die volle Entfaltung der deutschen Sozialdemokratie frei; sie wurde Millionenpartei. Je mehr aber die Partei sich ausdehnte, neue Kämpfer aufnahm, je ferner standen die neuen Mitglieder dem Werden der Partei und ihren Grundsätzen. Letztere wurden durch die Erweiterung der Aufgaben der Partei und die Tageskämpfe verwischt und in den Hintergrund gedrängt. Die Partei mußte deshalb dafür sorgen, daß ihre Grungdsätze Gemeingut der Mitglieder wurden, daß die ihr zuströmenden neuen Mitkämpfer kennen lernten und sich bewußt wurden, daß der Arbeiterklasse nichts mühelos in den Schoß fällt, sondern das Wachstum und die Größe der Partei, jeder Fußbreit des Fortschritts im zähen, unermüdlichen Kampfe der Staatsgewalt und ihren Organen, der Bureaukratie, der Polizei, den Gerichten und der Bourgeoisie unter unendlich schweren Opfern abgerungen und das Sozialistengesetz überwunden werden mußte. Die Partei konnte nur zu der Bedeutung, dem Einfluß und der Größe gelangen, indem sie die Arbeiterklasse von der bürgerlichen Ideologie und ihren Organisationen loslöste, sie zur selbständigen Klassenpartei erzog und im rastlosen Kampfe Staat und Bourgeoisie zwang, die soziale Frage und en Sozialismus als geistige Macht anzuerkennen.