DDR Orientierungskarten / Umgebungskarten

Die ersten Orientierungskarten nach der Gründung der DDR wurden 1951 von Georg Hülsse aus Ahrenshoop gezeichnet. Bis 1953 wurden nur vier Karten von Fischland, HiddenseeMönchgut und Rügen herausgegeben, die mit stilisierten Figuren und ortstypischen Gebäuden illustriert waren. Die schnell vergriffenen Auflagen machten erforderlich, daß neue Karten hergestellt werden mußten, die der Volkseigene Großbetrieb VEB Volkskunstverlag im sächsischen Reichenbach entwickelte und erstmals 1955 in den Handel brachte.

Die vom Leipziger Graphiker Alfred Hoppe gezeichneten Bilder waren wesentlich aufwendiger und künstlerisch anspruchsvoller. Als erstes bot man acht Karten für die Ostseeregion an, ein Jahr später folgten vier weitere Ostsee-Motive, sowie vier Karten für den Harz. 1958 gab man erste Karten für den Spreewald und 1959 vom Thüringer Wald heraus. Erstaunlich spät, nämlich erst 1967, kam eine solche Orientierungskarte für die Sächsische Schweiz in den Handel.

Nach 1970 endete das Monopol von Hoppe. Andere Zeichner wie Rahm (Plauen), Graichen (Zwickau), Kanis (Greiz), Mau (Leipzig), Wohlgemuth (Berlin) und Fischer aus Goßwitz ergänzten das fast alljährlich erweiterte Repertoire dieser Spezies, die beinahe alle beim Verlag Bild und Heimat in Reichenbach erschienen. Immer mal wieder wurden auch Fotopostkarten mit Bildmontagen und abfotografierten Orientierungskarten kreiert, die sich aber keiner großen Beliebtheit erfreuen und nicht auf dem Markt behaupten konnten. Positiver aufgenommen wurden dafür die rund 40 Städtekarten eines Graphikerkollektivs aus Karl-Marx-Stadt (Scheuner, Borck, Lowke und Richter), die ab 1977 (bzw. 1983 zum Teil neu und mit Wappen) angeboten und bis 1990 gedruckt worden waren.

Zu den graphisch beeindruckendsten Orientierungskarten dürften mehrere "Vogelschaubilder" der Graphiker Frank und Peuckert zählen, die nach westlichen Vorbildern von Urlaubsgebieten des Thüringer Waldes angefertigt wurden und in den 80er Jahren in nicht allzu großer Stückzahl in den Handel kamen.

Die am längsten im Einsatz befindlich gewesenen Orientierungskarten mit den vom Leipziger Graphiker Alfred Hoppe gezeichneten rund 125 Bildern waren die der Inseln Hiddensee, Rügen, Mönchgut und Usedom, die leicht verändert von 1955 bis 1989 produziert worden waren. Andere Karten hatten jedoch nur eine (aber wohl höhere) Auflage gehabt, wie z.B. die Karten Stubnitz, IlsetalBrocken und die ersten Spreewald-Motive. Nur einige Jahre, von 1957 bis 1963, wurden gleichfalls von Hoppe gezeichnete Streckenkarten für die DDR-Lufthansa und Interflug herausgegeben, die schon Liebhaberpreise von 10,- bis 45,- Euro erzielen, da diese nur an Bord des Flugzeugs und in Flughafengebäuden verkauft wurden und daher wesentlich rarer sind. Insgesamt wurden bis jetzt 305 Orientierungskarten aus DDR-Produktion bekannt, von denen einige erst im letzten Jahr des "Arbeiter- und Bauernstaates" realisiert worden waren: 1989 vom Tollensesee und 1990 das Zittauer Gebirge, sowie vom Kurort Lobenstein.


© Jürgen Hartwig - DDR-Postkarten-Museum

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