Vor 100 Jahren sahen die Dörfer und Städte noch ganz anders aus, vieles ist zerstört oder dem Wandel der Moderne zum Opfer gefallen. Doch bei oldthing.de, dem Antikmarkt im Internet, finden Sie einen riesigen Schatz mit bis zu fünf Millionen originalen Ansichtskarten, der die alten Ortschaften wieder lebendig macht! Kommen Sie mit, folgen Sie dem Journalisten Dietrich von Schell auf einem historischen Spaziergang und sehen Sie sich ein bisschen in der Vergangenheit um!
Dieses Mal zieht es ihn erstmals nach Hessen ins wundervolle Kassel!
Das 913 erstmals erwähnte „Chassala“ (später Cassel und seit 1926 Kassel) stieg in drei Jahrhunderten von einem Königshof zur Residenzstadt der Grafschaft Hessen auf. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand mit den Gebrüdern Grimm und Clemens Brentano ein Zentrum der deutschen Romantik. Bekannt wurde die Stadt auch, weil sie ab 1870 ein beliebtes Ferienziel der preußisch-kaiserlichen Familie war. Im Zweiten Weltkrieg wurden bei mehreren Luftangriffen die Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern sowie zahlreiche Wohngebäude zerstört.
Die Kasseler Altstadt, malerisch an der Fulda gelegen, wurde als Freiluftmuseum der Architektur bezeichnet. Doch eine der größten Fachwerkstädte, die in Jahrhunderten aufgebaut worden ist, haben britische Bomber am 22. Oktober 1943 binnen 22 Minuten zerstört. 400.000 Brandbomben setzen die Kasseler Altstadt in Flammen, weil die Stadt unter den Nazis zu einem Rüstungszentrum ausgebaut worden war.
Auch von dem Altmarkt ist nichts mehr übrig. Von der Stadtgründung 1189 bis ins 19. Jahrhundert hinein war er das Zentrum der ältesten Kasseler Stadteile: Altstadt, Unterneustadt und Freiheit. Schon gleich nach der Bombennacht wurden die Ruinen abgetragen, in den 50er Jahren die Stadt neu aufgebaut. Seither ist der Altmarkt ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt.
Das Rathaus wurde von 1905 – 09 von Karl Roth errichtet. Der bis dahin unbekannte Dresdner Architekt hatte die Ausschreibung unter mehr als 100 Zuschriften gewonnen. Zwar wollten die Stadtväter ein Rathaus mit Turm, doch Roth hatte eins ohne geplant. Er ist zum Schluss nachträglich hinzugefügt worden. Im Krieg getroffen und ausgebrannt, wurde das Rathaus 1950 vereinfacht, ohne Turm und mit anderem Dach wiederaufgebaut.
Der Königsplatz ist der geographische Mittelpunkt der Stadt. 1767 vom Kasseler Oberhofbaumeister Simon Louis du Ry angelegt, war er einst ein Glanzpunkt der europäischen Stadtbaukunst. Auf den kreisrunden Platz laufen sternenförmig sechs Straßen zu. Von den prächtigen Gebäuden, die ihn prägten, ist nur ein Gebäude übrig geblieben.
Das Auetor stand einst an der Südostseite des Friedrichsplatzes, der zu den größten innerstädtischen Plätzen Deutschlands zählt. Heute ist der er Mittelpunkt der Kunstausstellung „documenta“. Diese findet alle 5 Jahre statt, so auch in diesem Jahr 2017. Aber damals wurde das Ensemble ebenfalls von du Ry entworfen und am Rande der Altstadt planmäßig erbaut. Das Auetor entstand zwischen 1779 und 1782 als Fenster zum Fuldatal. Doch das prächtige Tor musste schon 1907 dem „Hof- oder preußischen Staatstheater“ weichen.
Als der monumentale Neubau 1909 als Königliches Staatstheater eröffnet wurde, war der Charakter des Friedrichsplatzes mit seiner Beziehung zur Fulda dahin. Anton Karst entwarf den neobarocken Bau, der mit gut 1450 Sitzplätzen zugleich über eine der größten Bühnen Deutschlands verfügte. Auch das Theater blieb in der Oktobernacht 1943 von den Bomben nicht verschont. Die Ruine verfiel und wurde 1953 abgerissen. Bald darauf wurde nach Plänen von Paul Bode und Ernst Brundig an dieser Stelle ein neues Staatstheater errichtet.
Das Schloss Wilhelmshöhe ist Zentrum des gleichnamigen Bergparks. Mit 2,4 Quadratkilometern ist er der größte seiner Art in Europa. Seit 2013 gehört er zum UNESCO-Weltkulturerbe. Um 1600 ließ sich Landgraf Moritz von Hessen-Kassel ein Jagdschloss bauen, das Simon Louis du Ry 1786 und 1798 zu Schloss Wilhelmshöhe erweiterte. Ab 1891 war es die kaiserliche Sommerresidenz von Wilhelm II. Als der Park im Februar 1945 bombadiert wurde, ist auch der Haupt- und Mittelteil des Schlosses getroffen worden. Beim Wiederaufbau verzichtete man auf die Kuppel.
Blickt man vom Schloss gen Westen zur höchst gelegenen Stelle, entdeckt man eine der ältesten Anlagen des Parks: den von 1701 bis 1717 errichteten Herkules. Die 71 Meter hohe Kupferstatue, die auf einem Oktogon steht, ein absolutistisches Monument, gilt als Wahrzeichen Kassels. Bauherr Landgraf Karl von Hessen-Kassel ließ sie zusammen mit den Kaskaden anlegen, einer 250 Meter langen Wassertreppe. Diese sind heute Ausgangspunkt der im Sommer stattfindenden Kasseler Wasserspiele. Ebenfalls auf dieser Sichtachse befindet sich die Löwenburg, ein mittelalterliches Schloss, das Architekt Heinrich Christoph Jussow um 1800 von Anfang an als Burgruine anlegen ließ. Für Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel diente sie als privater Rückzugsort und später als Grabstätte. Die Löwenburg gilt als eines der ersten bedeutenden Gebäude der Neugotik in Deutschland. Auch sie nahm bei dem verheerenden Bombenangriff Schaden und verlor den Bergfried. Er wurde eher lieblos wieder aufgebaut.
Wir hoffen es hat Ihnen auch dieses Mal wieder gefallen. Freuen Sie sich mit uns gemeinsam auf den nächsten Spaziergang auf oldthing.de!