Vor 100 Jahren sahen die Dörfer und Städte noch ganz anders aus, vieles ist zerstört oder dem Wandel der Moderne zum Opfer gefallen. Doch bei oldthing.de, dem Antikmarkt im Internet, finden Sie einen riesigen Schatz mit bis zu fünf Millionen originalen Ansichtskarten, der die alten Ortschaften wieder lebendig macht! Kommen Sie mit, folgen Sie dem Journalisten Dietrich von Schell auf einem historischen Spaziergang und sehen Sie sich ein bisschen in der Vergangenheit um!
Unseren Wanderer verschlägt es dieses Mal nach Bayern ins unterfränkische Würzburg!
Die unterfränkische Stadt Würzburg liegt am Maindreieck und wurde erstmals 704 urkundlich erwähnt. Seit es 1168 von Fürstbischöfen regiert wurde, erfuhr sie einen weiteren Aufschwung. Um 1400 wurde die Vorläuferin der berühmten Würzburger Universität gegründet. Der Bildhauer Tilman Riemenschneider lebte und arbeitete von 1483 bis 1531 in Würzburg, war sogar Bürgermeister. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die Stadt an Bedeutung, bewahrte sich aber ihre Schönheit. Ein Großteil davon wurde während einer Nacht, dem 16. März 1945 bei einem alliierten Luftangriff zerstört.
Der Blick auf die Stadt Würzburg war einmal sehr eindrucksvoll. Von der Alten Mainbruecke aus bot sich die ganze Pracht dar. Das romanische Bauwerk entstand um 1120 unter dem Baumeister Enzelin. Die 185 Meter lange Brücke, die aus fünf Bögen besteht, war bis 1866 die einzige Querung über den Fluss. Sie wurde zu Kriegsende von der Wehrmacht teilweise gesprengt um den Vormarsch der Amerikaner aufzuhalten.
Von der Brücke aus ist auch das Alte Rathaus mit dem charakteristischen, romanischen Stil zu erkennen. Zu sehen ist der älteste Teil, der so genannte Grafeneckart, der erstmals 1180 erwähnt wurde. Der Name geht zurück auf den Fürstbischof und Burggrafen Eckhart de Foro, der als erster in dem Gebäude gelebt hat. Über die Jahrhunderte hat sich das Rathaus durch bauliche Erweiterungen und Zukäufe immer mehr vergrößert. Am 16. März ist die gesamte Anlage bei einem Luftangriff schwer beschädigt worden und von 1947 bis 1951 wieder aufgebaut worden. Der Vierröhrenbrunnen davor ist übrigens der älteste Brunnen der Stadt und wurde in seiner jetzigen Form 1766 von Johann Peter Wagner fertiggestellt.
Einige Schritte weiter hinter dem Rathaus befindet sich der St. Kilians-Dom. Der Bischofssitz stammt ebenfalls aus der Romanik. Mit den beiden Türmen, die jeweils 105 Meter hoch sind, ist er in Deutschland das viertgrößte Kirchengebäude aus jener Epoche. Die beiden Seitenschiffe haben um 1500 ein spätgotisches Aussehen bekommen. Auch das Gotteshaus ist in jener Bombennacht getroffen worden. Bis 1967 erfolgte der Wiederaufbau. Dabei haben die Bauherren viele damals barocke Elemente zugunsten der Romanik ersetzt.
Der Schutzheilige der Stadt ist soll ein irischer Mönch gewesen sein. Sein Name: Bischof Kilian. Ihm ist nicht nur der Dom geweiht, er gilt auch als Frankenapostel, der um 660 n. Chr. herum als Missionar tätig war. Allerdings ist bei solchen Heiligengeschichten immer Skepsis angebracht. Im Hintergrund des Fotos erkennt man eine über der Stadt liegende Festung.
Bei ihr handelt es sich um die Feste Marienberg. 100 Meter über dem Main gelegen, war sie von 1253 bis 1715 Sitz der Fürstbischöfe von Würzburg. Während der Bauernkriege wurde die Festung im Jahre 1525 von knapp 40.000 aufständischen Bauern zehn Tage lang belagert, konnte von ihnen aber nicht eingenommen werden. Anschließend wurde die Festung von ihren Herren mehrfach umgestaltet. Von 1699 bis 1719 erhielt sie unter Fürstbischof von Greiffenclau seine heutige Form. Die im Krieg ebenfalls getroffene Festung wurde ab 1950 wieder aufgebaut.
Die Entstehung der Marienkapelle im Stadtzentrum geht auf ein düsteres Kapitel der Geschichte zurück. Einst stand an dieser Stelle eine Synagoge, die zerstört wurde, als während der Pestjahre 1349 das Gerücht aufkam, die Juden seien an der verheerenden Seuche schuld. 1377 begann der Bau der Marienkapelle, einer spätgotischen Mischung aus Basilika und Hallenkirche. Später hat der Holzschnitzkünstler Tillman Riemenschneider in der Kapelle gewirkt. Im 19. Jahrhundert wurde sie umfassend saniert. Auch sie erlitt im März 1945 schweren Schaden. Sie brannte komplett aus, wertvolle Kunstwerke gingen für immer verloren. Der Wiederaufbau war erst 1962 abgeschlossen.
Die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung, 1750 von Balthasar Neumann mit den auffälligen, achteckigen Türmen gebaut, kann auf eine schönere Entstehungsgeschichte zurückblicken. Im Volksmund heißt sie Käppele. Ein Fischer hatte 1640 ursprünglich in den Weinbergen einen Bildstock mit der Darstellung einer schmerzensvollen Maria aufgestellt. Schon zehn Jahre später entstand eine Holzkapelle, weil immer mehr Menschen zu dem Marienbildnis pilgerten.
Im Zweiten Weltkrieg kam das Käppele mit einem Loch im Dach davon. Und hätte ein deutscher Gefreiter nicht den Befehl verweigert, das Gebäude zu Kriegsende aus taktischen Gründen zu sprengen, wäre es für immer verloren.
Nicht weit von der Marienkapelle gelegen befindet sich die Würzburger Einkaufsmeile: die Schoenbornstraße. Sie entstand erst um die Jahrhundertwende: entlang der schmalen Sandgasse wurden 1895 die Höfe niedergerissen um Platz für eine breite repräsentative Straße im Stil der Gründerzeit zu schaffen. Benannt wurde sie nach den Grafen von Schönborn und Bischöfen von Würzburg, die sich im 18. Jahrhundert um die ästhetische Bauweise in Würzburg verdient gemacht haben.
Auf Johann Philipp Franz von Schönborn geht zum Beispiel die Residenz zurück: ein spätbarockes Meisterstück, das dem Machtwillen eines absolutistischen Herrschers gerecht werden sollte. Heute zählt es zum UNESCO-Weltkulturerbe. Begonnen 1719, wurde die Residenz in mehreren Bauabschnitten bis 1781 vollendet. Der 168 Meter lange Bau wirkt in sich vollkommen geschlossen und erfolgte nach einem einheitlichen Plan, federführend war der Baumeister Balthasar Neumann. Bei den Luftangriffen vom 16. März 1945 sind die beiden Seitenflügel verloren gegangen. Der Wiederaufbau dauerte bis 1987. Wir hoffen es hat Ihnen auch dieses Mal wieder gefallen. Freuen Sie sich mit uns gemeinsam auf den nächsten Spaziergang auf oldthing.de!