Ansichtskarten-Händler Heihse von Sammlerkalle im Interview

Der Onlineshop „Sammlerkalle“ von Herrn Heihse

Unsere neue Reihe wird in der dritten Woche fortgesetzt mit dem Onlineshop „Sammlerkalle“. Wir trafen Shopbetreiber Karl-Heinz Heihse und unterhielten uns über die Unterschiede zwischen Briefmarken- und Ansichtskartensammlern, seine alte Heimat und seinen Arbeitsalltag. Am Ende gab er noch wertvolle Tipps für den Neueinsteiger.
Seit 2005 bietet er eine vielfältige und interessante Auswahl an Aks aus den verschiedensten Themengebieten zum Kaufen an.
Lieber Herr Heihse, das Thema Ansichtskarten ist ein weites Feld, oder? Vielleicht können Sie unseren Lesern kurz die Faszination erklären?
Viele beginnen mit diesem Hobby nachdem sie irgendwo auf eine für sie selbst interessante Karte gestoßen sind. Das kann auf einem Flohmarkt passieren, aber auch beim Stöbern im Internet. Wenn er dann weiter nach solchen und ähnlichen Karten sucht, ist schon fast ein neuer Sammler geboren, ganz egal ob von Karten eines Ortes oder zu seinem Hobby, wie z.B. der Eisenbahn. Der Einstieg ist leicht, da es hier keine so festgefahrenen Regeln gibt, wie es beispielweise beim Briefmarkensammeln der Fall ist. Man kann also beginnen, ohne gleich großes Fachwissen zu benötigen. Auch gibt es keine Kataloge die alle Ansichtskarten enthalten. So weiß ein Ansichtskartensammler im Gegensatz zum Briefmarkensammler nie, ob die eigene Sammlung schon komplett ist, oder wieviel Karten ihm noch fehlen. Daher ist er stets auf der Suche nach Karten, die ihm noch fehlen.




(Foto: Herr Karl-Heinz Heihse)
Seit wann besteht bei Ihnen diese Leidenschaft und wie kam es dazu, dass Sie anfingen professionell mit Aks zu handeln?
Angefangen habe auch ich, wie ich es schon oben beschrieben habe. Als ich dann im Jahr 2002 nach Berlin zog, habe ich einige Sachen, die ich nicht benötigte, im damals einzig bekannten Online-Auktionshaus verkauft. Darunter waren auch einige Karten, die nicht direkt zu meiner Sammlung passten. Entgegen meiner Erwartung gab es recht viele Interessenten die genau diese Karte suchten und mir abkaufen wollten. Als ich mich dann im Jahr 2005 beruflich neu orientierte, erinnerte ich mich daran und beschloss, es einmal professionell mit dem Ansichtskartenverkauf zu probieren. Im Mai 2005 habe ich dann mein Gewerbe angemeldet und verkaufe seitdem.

Viele Sammler spezialisieren sich auf ein Gebiet, ist das bei Ihnen als Händler auch so?
Ja, das kann ich bestätigen. Bei vielen Mehrfachkäufen ist es leicht zu erkennen, welches Sammelgebiet die Käufer haben. Das ist häufig ein Ort oder eine Region in der sie wohnen oder einmal gewohnt haben. Andere sammeln Motive wie z.B. Windmühlen oder Brücken. Manchmal kommt es jedoch vor, dass zwar mehrere Karte erworben wurden, ich aber trotzdem nicht erkennen kann, was der Käufer nun sammelt. Einmal hat ein Sammler nach einem solchen Kauf in einer E-Mail erwähnt, dass auf den Karten jeweils ein bestimmter Autotyp auf den Straßen zu sehen war.

Wenn Sie sich selbst auch als Sammler sehen, was ist Ihr liebstes Stück?
Ich selbst sammle Karten aus meiner ehemaligen Heimat in der ich viele Jahre gelebt habe bevor ich nach Berlin gezogen bin. Es handelt sich um das kleine Städtchen Kastellaun, das auf dem Hunsrück in Rheinland-Pfalz zu finden ist. Meine Sammlung stelle ich im Internet unter www.ansichtskarten-kastellaun.de zur Ansicht aus. Mein liebstes Stück ist gleichzeitig die älteste Karte die überhaupt aus diesem Ort bekannt ist. Sie stammt aus dem Jahr 1890 und ist natürlich ebenfalls auf der Seite zu sehen.

Würden Sie diese verkaufen? Bzw. anders: Verraten Sie unseren Lesern doch, was war Ihre wertvollste AK und für wieviel haben Sie sie verkauft?
Nein, diese Karte wird nicht verkauft. Wenn es einmal so sein sollte, dass ich nicht mehr sammeln möchte oder kann, werde ich die Sammlung wohl dem dortigen Gemeindearchiv vermachen. Wie hoch der höchste bei anderen Karten erzielte Preis war, kann ich leider nicht sagen, da ich keine dementsprechenden Statistiken zur Verfügung habe.
Im Moment bieten Sie in Ihrem Shop auf oldthing.de ca. 40.000 Aks an. Irgendwo müssen die ja herkommen. Wo liegen Ihre Bezugsquellen bzw. Wie können wir uns Ihren Tagesablauf vorstellen?
Gekauft werden die Karten meist von Anbietern aus dem gesamten Gebiet Deutschlands. Wenn mir etwas interessant erscheint, kann es auch vorkommen, dass ich im Ausland einkaufe. Ein Arbeitstag beim Online-Handel mit Ansichtskarten setzt sich aus vielen Arbeitsgängen zusammen. Dazu gehören das Versenden, das Prüfen der Zahlungseingänge, das Scannen, das Erfassen der Beschreibung der Karte und das Beantworten von E-Mails. Hinzu kommt dann noch der Einkauf und das Prüfen der eingehenden Karten.


(Foto: Das Ansichtskartenlager von Herrn Heihse)
Das hört sich nach viel Arbeit an. Haben Sie ein Ladengeschäft und Mitarbeiter?
Ein Ladengeschäft gibt es nicht, ich biete meine Karten ausschließlich online an. Auch so ist, wenn man weiß wieviel Arbeit hinter dem Verkauf steckt, viel zu tun, dass dies häufig nicht in acht täglichen Stunden zu erledigen ist. Zu den Verkaufszahlen möchte ich keine Auskunft geben. Es ist aber so, dass die Zahlen steigen und ich bis zum Juli dieses Jahres schon so viel verkauft habe wie im gesamten Vorjahr.

Wie unterscheiden Sie, ob eine AK interessant ist oder eben nicht? Wie kann man als Anfänger den Wert einschätzen und könnten Sie vielleicht unseren Lesern zum Schluß noch ein paar Tipps zum sammeln mitgeben?
Manche Ansichtskartenhändler haben sich spezialisiert. Sie bieten etwa nur alte Karten an, z.B. aus der Zeit vor 1945. Ich ziehe keine solche Grenze, denn als Sammler weiß ich, dass immer alle Karten zu einem Thema oder Ort gesammelt werden, also auch die neueren Exemplare. Daher ist für mich erst einmal jede Karte interessant. Lediglich Karten in einem sehr schlechten Zustand werden aussortiert, es sei denn darauf ist ein einmaliges Motiv zu sehen. Bei der Ermittlung des Wertes einer Karte sind zuerst einmal das Alter und der Zustand interessant. Ältere Karten sind teurer, da häufig nur noch wenige Exemplare dieses Motivs zu finden sind. Dann spielt noch eine Rolle, ob die Karte aus einer Großstadt oder einer kleinen Gemeinde außerhalb der Tourismusgebiete stammt. Bei Karten aus dem letztgenannten Orten ist der Preis meist höher, da es dort kleinere Auflagenzahlen gibt.
Zum Schluss noch mein Tipp an Ansichtskartensammler. Dieser ist zweigeteilt und der erste Teil lautet: „Haben Sie Geduld!“. Denn häufig kommt es vor, dass eine bestimmte Karte jahrelang bei keinem Händler zu finden ist. Und auf einmal ist sie dann doch da. Und dann gilt der zweite Teil meines Tipps: „Seien Sie schnell!“. Denn alle angebotenen Ansichtskarten sind Einzelstücke, und wenn nur ein einziger Sammler schneller als Sie ist, dann ist die Karte weg. Dann müssen Sie vielleicht wieder viele Jahre warten bis diese Karte wieder zu finden ist.

Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch Herr Heihse!

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